aquakultur und energiewirtschaft

naturwind untersucht in einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt Schnittstellen zwischen der Energiewirtschaft und der Aquakultur. Speziell geht es um wasserstoffbasierte Energieprojekte und die Produktion von Fisch oder anderen Speisetieren in geschlossenen Kreislaufanlagen. naturwind ist seit Herbst 2023 Projektpartner der Blauen Bioökonomie in Norddeutschland, einer Dachmarke für den Innovationsraum „Bioökonomie auf Marinen Standorten“ (BaMS). BaMS vereint Forschungseinrichtungen und Unternehmen, die eine nachhaltige Nutzung aquatischer Ressourcen etablieren und eine blaue Kreislaufwirtschaft stärken wollen. Im Mittelpunkt stehen die Durchführung von Forschungsprojekten, der Aufbau von Modellstandorten und der Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Wirtschaft.

Leuchtturmprojekt Aquafarm Lübesse

naturwind plant dazu den Betrieb einer Aquafarm in Lübesse, in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer Energiewandlungsanlage. Ab 2024 entsteht im Gewerbegebiet von Lübesse eine Wasserstoff- und Methanerzeugungsanlage. Stoffliche und energetische Produkte aus den Energieumwandlungsprozessen sollen an die benachbarte Aquakultur geliefert werden. Konkret geht es um Wärmeenergie und den bei der Wasserstoffproduktion anfallenden Sauerstoff aus der Elektrolyse. Zudem soll die Aquafarm mit grünem Strom aus einem örtlichen Windpark versorgt werden, sodass die Fischproduktion klimaneutral und ressourceneffizient erfolgen kann. Ein integriertes Wassernutzungskonzept sieht auch die Einbindung der lokalen Landwirtschaft vor. Vorgesehen ist die Aufzucht von jährlich rund 1.000 Tonnen Regenbogenforellen zur überwiegend regionalen Vermarktung.

Ziel: Nachhaltige und wirtschaftliche Aquakulturanlagen in Deutschland

Ziel dieses Transferprojektes mit dem Titel „SektoRAS“ ist es, künftig wirtschaftlich tragbare und nachhaltige Aquakulturkonzepte zu entwickeln und bessere technische Lösungen zu identifizieren. Hintergrund: Die Fischproduktion in geschlossenen Kreislaufanlagen bietet zwar die Möglichkeit, die natürlichen Wildbestände zu schonen und dabei die Umweltbelastungen der Fischproduktion erheblich zu reduzieren, allerdings benötigen geschlossene Kreislaufanlagen viel Energie und verursachen so hohe Betriebskosten. Das ist ein Grund, warum Aquakulturen in Deutschland bislang als unrentabel betrachtet und häufig nicht realisiert werden. Die Produktion von Speisefischen in Aquakulturen, ob im Süßwasser oder als marine Systeme, findet bislang vorwiegend offen in Netzgehegen oder Käfiganlagen statt. Vorteil von geschlossenen Kreislaufanlagen ist, dass deren Umwelteinfluss durch die interne Wasseraufbereitung und eine effiziente Futterverwertung optimiert wird. Um möglichst allgemeingültige Erkenntnisse und Vorgehensweisen zur Identifizierung optimaler Standorte zu entwickeln, werden im SektoRAS-Projekt neben der geplanten Aquafarm Lübesse auch Daten aus anderen Aquakulturprojekten berücksichtigt. 

Blaue Bioökonomie in Norddeutschland

Blaue Bioökonomie ist definiert als die nachhaltige Nutzung der Ressource Wasser und des Meeres für biologische Produktionen. Konkret geht es im Innovationsraum „Bioökonomie auf Marinen Standorten“ unter dem Dach der Blauen Bioökonomie beispielsweise um die Produktion von Algen und wirbellosen Tieren als moderne Lebens- und Futtermittel, um die nachhaltige Produktion von Fischen und Krustentieren in Kreislaufanlagen, den Umgang mit überdüngten Gewässern und vieles mehr. Unter der Leitung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel werden mit 20 Millionen Euro Förderung des BMBF „blaue“ Projekte und Modellstandorte in Norddeutschland realisiert.

Weitere informationen

Energiewandlungsanlage Lübesse

Die Energiewandlungsanlage Lübesse entsteht ab 2024 im Gewerbegebiet von Lübesse und wird aus Windstrom Wasserstoff und in einem zweiten Schritt Flüssiggas (LNG) erzeugen, das als regenerativer Kraftstoff im Verkehrssektor genutzt werden kann.

 

Bei den Umwandlungsprozessen in der Energiewandlungsanlage entsteht neben Wärme, die über ein Nahwärmenetz an Verbraucher vor Ort abgegeben wird, in der Elektrolyse auch reiner Sauerstoff, der für die Fischaufzucht genutzt werden soll. Die Energiewandlungsanlage ermöglicht es, Windstrom regional und auch in anderen Energiesektoren zu nutzen.

 

Für den bei der Elektrolyse anfallenden Sauerstoff wird eine wertschöpfende Nutzung ermöglicht. Dies gelingt bislang nur in wenigen Wasserstoffprojekten.

Wir Wir sind überzeugt, dass die energetische Sektorenkopplung besondere Chancen für den wirtschaftlichen Ausbau der Blauen Bioökonomie bietet.

Bernd Jeske, Geschäftsführer naturwind

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Zum Nachlesen:

Lokale mikroklimatische Effekte durch Windkrafträder, Wissenschaftliche Dienste Deutscher Bundestag, 2020

In einer Studie des Umweltbundesamtes wurde die Energy Payback Time, also die energetische Amortisationszeit, von Windenergieanlagen untersucht. Sie lag zwischen 2,5 und 11 Monaten.

Zum Nachlesen:

Abschlussbericht Umweltbundesamt (UBA), Mai 2021: „Aktualisierung und Bewertung der Ökobilanzen von Windenergie- und Photovoltaikanlagen unter Berücksichtigung aktueller Technologieentwicklungen"